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Recklinghäuser Prosper-Hospital: „Wir hören nicht am Dickdarm auf“

Die neue Chefärztin der Koloproktologie bringt die Klinik im Prosper-Hospital voran und beantwortet Fragen zum Wechsel ins Krankenhaus, was Koloproktologie eigentlich bedeutet und vieles mehr.

Chefärztin PD Dr. Gabriele Böhm FOTO KRANKENHAUS

Das Recklinghäuser Prosper-Hospital setzt mit seiner spezialisierten Abteilung für Koloproktologie seit über 50 Jahren Maẞstäbe in der medizinischen Versorgung.

1972 wurde im Recklinghäuser Prosper-Hospital unter Prof. Dr. Josef Girona die erste Spezialabteilung für Koloproktologie in Deutschland eingerichtet. Diese Sektion ist heute nach eigenen Aussagen eine der größten Kliniken ihrer Art in Europa. Seit April hat die Klinik nun eine neue Chefärztin: PD Dr. Gabriele Böhm löst Dr. Eugen Berg ab, der sich nach über 30 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat. Medio hat nach dem ersten Halbjahr nun eine erste Bilanz gezogen. Fazit: Auch mit den jüngsten Neuerungen hat das Prosper-Hospital wieder eine Vorreiterrolle inne.

Frau Dr. Böhm, fangen wir einmal ganz vorne an: Koloproktologie, was genau ist das eigentlich?

In der Koloproktologie werden generell Patienten mit allen Erkrankungen des Dick- und Mastdarmes sowie der Analregion und deren Folgeerkrankungen ambulant und stationär behandelt. Im Prosper-Hospital bieten wir das gesamte Spektrum moderner Diagnostik und Therapien an. 

Das bedeutet? 

Insgesamt gesehen ist es heute möglich, vielen Patienten mit Tumorerkrankungen des Dick- und Enddarmes, Divertikelerkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Mastdarmvorfällen oder weiteren Beckenbodenerkrankungen sowie anderen Analerkrankungen wie zum Beispiel Hämorrhoiden, Analfisteln oder Analfissuren zu helfen. Insbesondere bei bösartigen Tumoren des Mastdarmes können wir dank neu entwickelter Operationsverfahren viel häufiger als früher einen bleibenden künstlichen Darmausgang vermeiden, bei gleichzeitig geringerer Wahrscheinlichkeit einer Tumorrückkehr. 

PD Dr. Gabriele Böhm löst Dr. Eugen Berg ab. FOTO KRANKENHAUS
PD Dr. Gabriele Böhm löst Dr. Eugen Berg ab. FOTO KRANKENHAUS

Sie waren zuletzt im Schwerpunktkrankenhaus Bremen Mitte mit der kolorektalen Versorgung der Patienten, mit Proktologie und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen betraut. Warum jetzt der Wechsel nach Recklinghausen?

Es passt einfach wie die „Faust aufs Auge“. Die koloproktologische Abteilung am Prosper-Hospital ist eine renommierte Traditionsabteilung, der auf zwei Stationen und einer Ambulanz drei langjährig tätige Oberärzte mit verschiedenen Spezialisierungen und eine entsprechende Anzahl weiterer ärztlicher Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Eine Oberärztin ist zudem extern als Supervisorin für roboterassistierte Eingriffe, vielen auch unter dem Begriff „da Vinci“ bekannt, tätig.

Viele reden über da Vinci, Sie machen es in Recklinghausen einfach. Seit Jahren. Wann kommt die OP-Robotik bei Ihnen konkret zum Einsatz?

Sowohl bei gutartigen als auch bei bösartigen Darmerkrankungen kommt zunehmend die minimalinvasive, schonende Schlüssellochchirurgie (Laparoskopie) zum Einsatz. Da Vinci nutzen wir vor allem für anspruchsvolle Operationen wie etwa die tiefe Mastdarm-OP, bei engen tiefen Becken, bei denen man eine gute Sicht benötigt. Die Robotik bietet da eine wunderbare visuelle Auflösung und kann selbst kleinste Strukturen wie Nervenbahnen zuverlässig darstellen. Das macht anspruchsvolle Eingriffe für unsere Patienten noch sicherer. Das bescheinigt uns auch unser mehrfach von der Deutschen Krebsgesellschaft (DGK) zertifiziertes und qualitätsgesichertes Darmzentrum sowie auch unser Referenzzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie. 


Ein Darmzentrum bekommt ein solches Zertifikat nicht einfach so. Was steckt dahinter?

Zentrum heißt immer auch interdisziplinäre, also fachübergreifende, Zusammenarbeit. Das ist wichtig, weil die Therapien insbesondere im Bereich der onkologischen Chirurgie immer komplexer werden. Medikamente sind nicht nur sehr viel individueller einsetzbar geworden, bei Tumoren wird nun auch nach der genetischen Bestimmung geforscht. Die Radiochemotherapie vor einem Eingriff hat hier einen großen Sprung nach vorne gemacht, weshalb eine enge Kooperation mit Strahlentherapeuten und Onkologen heute so wichtig ist. Unsere Radiologen weisen uns mit ihrer Expertise bei der Bildgebung den richtigen Weg zur Therapieentscheidung.

Daneben spielt für das gute Ergebnis der Operation auch die Fitness der Patienten eine Rolle. Ein Drittel unserer Patienten ist über 80 Jahre alt, wir operieren viele Hochbetagte. Bei ihnen müssen wir besonders darauf achten, vor dem Eingriff möglicherweise die Ernährung zu optimieren oder eine Blutarmut auszugleichen, damit sie anschließend schneller wieder auf die Beine kommen. Zu dieser sogenannten Prähabilitation gehört auch die körperliche Betätigung. Diese Optimierung wird ergänzt durch unsere schon durch Dr. Berg eingeführte Fast-Track-Surgery. 


Fast-Track-Surgery, was heißt das?

Das bedeutet: neben der minimalinvasiven Chirurgie die schnellere Mobilisierung und Kostaufbau, Verzicht auf Drainagen, optimierte Anästhesie und deshalb kürzere Liegedauer nach einer Darmoperation. Dazu packen wir im Vorfeld eines Eingriffs viel Input und Zeit hinein.

Dank der detaillierten Aufklärung mit Beübung und auch psychologischen Betreuung gehen die Patienten in der Regel gelassener in die Operation. Die Patienten wissen, dass sie ohne Angst am nächsten Tag schon aufstehen können und etwa bei einer Tumor-Entfernung oft nach einer Woche wieder zu Hause sind. Ina Fischer


WELLNESS-MOMENTE

Diese vier Dinge tun unseren Füßen jetzt richtig gut

Unsere Füße freuen sich gerade jetzt über Aufmerksamkeit. Warum - und wie es geht.

Der Orthopäde Thomas Schneider von der Gelenkklinik Gundelfingen liefert Ideen.

Tragen wir zu enge Schuhe, drohen dem Orthopäden zufolge Beschwerden wie ein Spreizfuß oder Nervenschmerzen. Gerade lange Strecken sollten wir daher in einem Schuhwerk laufen, das unseren Zehen genug Bewegungsfreiheit gibt. Den Füßen tut es auch gut, wenn wir mal „unten ohne“ unterwegs sind.

Kalte Füße können Sie versuchen, abzutrainieren. Fuß-Experte Schneider rät da zu Wechselduschen. Durch den Kältereiz sollen die Füße lernen, an kühlen Tagen, wärmer zu bleiben. Die ideale Wechseldusche besteht aus zwei Durchgängen, die jeweils mit warmem Wasser beginnen und kaltem Wasser enden. 


Massagen regen die Durchblutung der Fußsohle an und bringen uns einen Moment der Entspannung. Wer einen Igelball hat, kann die Fußsohle darüber rollen. Kleine Gymnastik-Einheiten zahlen auf die Beweglichkeit unserer Füße ein.

In der kalten Jahreszeit ist unsere Haut oft trocken, das gilt auch für die Füße. Dagegen hilft: gut eincremen. Das beugt auch kleinen Rissen in der Haut vor, durch die es zu Infektionen kommen kann. dpa