Wer denkt, das Schlimmste schon hinter sich zu haben, wird hier oft schmerzhaft enttäuscht: Klingen bei einer Zahnwurzelentzündung die pochenden Schmerzen erstmal ab, ist das ein Warnsignal. Es kann bedeuten, dass bereits der Nerv im Inneren des Zahns betroffen ist.
Den Zahnarztbesuch sollte man dann nicht mehr aufschieben. Denn die Entzündung der sogenannten Pulpa, also des Inneren des Zahns, ist trotz nachlassender Schmerzen nicht überstanden.
„Irgendwann betrifft sie dann das umliegende Gewebe, sprich den Bereich um die Wurzelspitze herum, und unter Umständen auch den Knochen sowie das Weichgewebe", so Professor Christian Gernhardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET).
Das führt langfristig zu Eiteransammlungen und zur berühmten dicken Backe. Oder noch schlimmer: Unbehandelt kann die Entzündung der Zahnwurzel gefährlich werden. Etwa wenn die Entzündung sich vom Unterkiefer aus in den Rachenraum ausbreitet. Im schlimmsten Fall drohen Fieber und Schluckbeschwerden bis hin zur Atemnot.
Erste Anzeichen
Erste Anzeichen für eine irreversible Zahnwurzelentzündung sind neben Schmerzen übrigens das Gefühl, der Zahn sei etwas gelockert oder steht erhöht.
Soll er gerettet werden, kommen Betroffene um eine Zahnwurzelbehandlung meist nicht herum. Der Zahn wird aufgebohrt, das entzündete Gewebe entnommen und der Kanal mit desinfizierenden Lösungen ausgespült. Anschließend wird der Wurzelkanal gefüllt, meist mit einer gummiartigen Masse, der sogenannten Guttapercha, und einem „Sealer" zum bakteriendichten Verschluss. Abhängig vom betroffenen Zahn werden dafür mehrere Sitzungen benötigt.
Zahnersatz nicht notwendig
Die gute Nachricht: Zahnersatz muss, wenn alles gut geht, erstmal nicht sein.
Die Kosten für die Wurzelbehandlung übernimmt die Krankenkasse, wenn sich der betroffene Zahn im Front- und Seitenbereich befindet und wenn er als erhaltungswürdig eingestuft wird. Dafür müssen sich die Wurzelkanäle bis nahe an die Wurzelspitze füllen lassen.
Bei den hinteren Seitenzähnen ist eine Wurzelkanalbehandlung laut der Verbraucherzentrale NRW in der Regel Kassenleistung, wenn sich so eine geschlossene Zahnreihe erhalten lässt.
Man kann einer Wurzelentzündung durch gute Zahnhygiene und regelmäßige Kontrollen vorbeugen. Denn die häufigste Ursache für die Entzündung des Zahninneren ist unbehandelter Karies. Die Bakterien dringen dann in die Pulpa vor.
Übrigens: Entzündet sich das Zahninnere bei Kindern, kann laut Zahnmediziner Gernhardt auch beim Milchzahn eine Wurzelbehandlung sinnvoll sein. Denn werden die betroffenen Zähne zu früh entfernt, können sie ihre Platzhaltefunktion bis zum Zahnwechsel nicht erfüllen. Es drohen dann Fehlstellungen. dpa