Mit wenigen Handgriffen knacken sie das Schloss, dann räumen sie die Wohnung aus: Einbrecher entdecken Schwachstellen häufig schnell. Wer sich vor ihnen schützen will, sollte seine Wohnungs- oder Haustür nicht nur punktuell absichern.
Helmut Rieche arbeitet bei der Polizei - genauer für die Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!". Er rät, alle Produkte sollten ein gleich hohes Sicherheitsniveau haben.
Einfach umsetzbar ist dies, wenn Bewohner ihre Tür komplett austauschen. „Mit einem neuen Produkt erhalten Sie immer geprüfte und zertifizierte Sicherheit aus einem Guss", erklärt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalitätsbekämpfung. Alternativ kann man auch einzelne Elemente nachrüsten Tipps dazu im Überblick:
> Beratung: Privatpersonen können sich an Beratungsstellen der Polizei wenden - dann zeigen Experten kostenlos bei einem Zuhause Schwachstellen vor Ort. „Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt vor allem davon ab, wie man wohnt", erklärt Anne Kliem von der Stiftung Warentest. Im Erdgeschoss sollten Bewohner ebenerdige Fenster und Terrassentüren sichern, in höheren Stockwerken die Wohnungstür.
> Widerstandsklassen: Sie geben an, wie sehr ein Produkt einen Einbruch erschwert. RC 1 sei „faktisch kein richtiger Schutz", RC 6 wird hingegen im Hochsicherheitsbereich verwendet, erklärt Frank Lange, Geschäftsführer vom Verband Fenster + Fassade. Das gesunde Mittelmaß für Privatpersonen: RC2 und RC3.
> Türrahmen: Das Türblatt muss stabil sein, sonst nützen Schloss und Riegel nichts, erläutert Schmidt. Der Türrahmen muss gut im Mauerwerk verankert sein und an den Stellen stabil sein, an denen Scharniere sitzen sowie Stifte und Riegel des Schließmechanismus greifen.
> Beschläge: „In aller Regel ist die Bandseite, also die Seite, an der sich die Tür beim Öffnen dreht, zu schwach“, sagt Rieche. Die Lösung: stabile, in der Wand sicher verankerte Beschläge. Zusätzlichen Schutz bieten Verriegelungen, bei denen Stifte in eine Halterung in der Wand hineinreichen.
> Balken und Riegel: Im Mauerwerk kann man links und rechts der Tür ein Querriegelschloss verankern. Es soll verhindern, dass Einbrecher die Tür aufbrechen. „Das ist Mimmer dann sinnvoll, wenn Sie nicht bereits eine Tür der Widerstandsklasse RC 2 drin haben“, sagt Schmidt. Das Schloss des Querriegels ist auch von außen sichtbar – dies wirke zusätzlich abschreckend, erklärt Rieche.
Wer im Altbau lebt und eine Doppelflügeltür hat, braucht ein Stangenschloss, auch Vertikalschloss genannt: Es sichert die Tür auf der Schlossseite und verläuft von oben nach unten. Querriegelschloss und Vertikalschloss bieten den „größten Einbruchschutz“, sagt Kliem.
> Türschloss: Rieche empfiehlt ein zertifiziertes Zylinderschloss, für das man nicht einfach einen Nachschlüssel bestellen kann. Der Zylinder muss bündig abschließen und in einer Stahlplatte gefasst sein. „Er darf nicht überstehen, so dass man ihn nicht mit einer Zange fassen und abbrechen kann.“ Auch das Schließblech muss stabil im Rahmen befestigt sein. Kliem hält mechanische Schutzmaßnahmen wie ein Querriegelschloss jedoch für deutlich wichtiger.
> Terrassen- und Balkontür: Viele Einbrecher kommen über den Balkon oder die Terrasse ins Haus. Eine neue Tür der Widerstandsklasse RC2 hat abschließbare Griffe und Beschläge mit Pilzkopf- und Mehrfachverriegelung. Diese Verriegelung verhindert, dass Einbrecher das Fenster einfach aushebeln können.
> Grenzen: Wer nur nachrüsten möchte, hat begrenzte Möglichkeiten. „Einen abschließbaren Griff nachzurüsten, ist relativ schnell gemacht, aber bringt keinen Schutz vor Aufhebeln“, sagt Lange.
Bei abschließbaren Griffen muss man „ein bisschen Disziplin beweisen“, sagt Kliem. „Es bringt absolut gar nichts, wenn man den Schlüssel stecken lässt oder aufs Fensterbrett legt.“ Dann könnten Einbrecher die Scheibe zerschlagen und von innen aufsperren.
> Montage: Kliem rät, nicht selber Hand anzulegen, wenn man sich nicht sehr sicher dabei ist. Ein Vorteil, wenn ein Fachbetrieb die Produkte einbaut: Wer mehr als 500 Euro in den Einbruchsschutz investiert, kann unter bestimmten Voraussetzungen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Förderung beantragen. Zwar bekommt man abschließbare Fenstergriffe schon ab 20 Euro, Querriegelschlösser liegen jedoch eher zwischen 250 und 500 Euro. Wer umfassend nachrüstet, knackt also die Mindestsumme relativ schnell. Text dpa
FÖRDERUNG BEANTRAGEN
Wie Sie sich vor Einbruch schützen können
Ein Sicherheitsschloss, ein Türbalken, spezielle Fenster: Es gibt viele Optionen das eigene Zuhause vor Einbrechern zu schützen. Der Staat unterstützt dies sogar mit einem Zuschuss oder Kredit.
Ein Fremder in den eigenen vier Wänden, der Kommoden oder Schränke durchwühlt: Das ist für die meisten Menschen eine fürchterliche Vorstellung.
Hausbesitzer, aber auch Mieter können sich vor Einbruch schützen. Das Bundesbauministerium stellt für 2022 wieder Förderungen für Umbaumaßnahmen sowie die Anschaffung von Sicherheitstechnik bereit, schreibt die Deutsche Handwerks Zeitung.
Wer den Zuschuss oder Kredit erhält
Mieter und Hausbesitzer können einen Zuschuss von bis zu 1600 Euro bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen (455-E). Wird der Zuschuss gewährt, müssen sie das Geld nicht zurückzahlen. Die Investitionskosten müssen bei mindestens 500 Euro pro Antrag liegen - und maximal bei 15.000 Euro je Wohneinheit.
Alternativ können sie einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro bei der KfW beantragen (159). Für die Förderungen gibt es einige Voraussetzungen, das Alter spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist etwa, dass Interessenten den Antrag stellen, bevor sie die Einbruchsschutzmaßnahmen in Angriff nehmen. Zudem muss ein Fachbetrieb die Einbauarbeiten durchführen.
Welche Beratungsangebote Interessenten nutzen können
Beratung zum Einbruchsschutz erhalten Verbraucher bei ihrer örtlichen Polizei sowie dem Landeskriminalamt des jeweiligen Bundeslandes. Tipps und konkrete Vorschläge finden sie auf dem Internetportal k-einbruch.de , einer Initiative der Polizei und Wirtschaft. Text dpa