Zu den Freuden des herbstlichen Gartens gehört die Ernte saftig-süßer Birnen. Bislang galt das Gehölz mit seiner Vorliebe für einen warmen Standort als empfindlich. Doch: „Birnbäume zählen zu den Gewinnern des Klimawandels“, sagt Hubert Siegler, Gartenbau-Ingenieur und Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.
Früher wurde vor allem in Berglagen und im Alpenvorland stets ein Standort im Schutz der Hauswand empfohlen. Diese Empfehlung ist überholt, denn mehr warme, sonnige Tage im Herbst lassen die Früchte gut reifen. Und sie machen die Birne für mehr Gartenbesitzer attraktiv: „Man merkt, dass das Interesse an dem Obstgehölz steigt“, sagt Aleksander Krdzic, Agrar-Ingenieur und Obstbauberater von Artevos Freiburg.
Im Herbst lockt die Birne mit ihren Früchten, im Frühjahr mit ihren weißen oder rosafarbenen Blüten, die zwischen April und Mai zahlreiche Insekten anziehen. Je nach Sorte reifen die Birnenfrüchte zwischen August und Oktober, gemeinsam haben alle die typische Form, die nach oben spitz zuläuft und unten bauchig abgerundet ist. Die Schale ist je nach Sorte grün bis gelb gefärbt und hat mitunter an der zur Sonne gerichteten Seite einen rötlichen Hauch. Beim Genuss erkennt man die Birne unweigerlich an den winzigen Steinzellen, die dem Fruchtfleisch ein besonderes, körniges Mundgefühl geben.
Will man einen passenden Standort für einen Birnbaum finden, dann sollte man darauf achten, dass reichlich Sonne und wenig Wind vorhanden sind, rät Aleksander Krdzic. Wer die Birne als Spalierobst pflanzen möchte, sollte das laut Hubert Siegler lieber nicht an einer Südwand machen. „Im Sommer ist der Hitzestress zu hoch für die Bäume“, sagt Siegler. Und: „Staunasse Böden sollten vermieden werden“, so der Obstbauberater. Darüber hinaus empfiehlt er einen Boden mit neutralem pH-Wert und mit einem hohen Humus-Anteil.
Ein Birnenbaum kann an einem optimalen Standort bis zu 15 Meter hoch werden - soll er aber nicht immer. Regelmäßige Schnittmaßnahmen, vor allem auch im Sommer, begrenzen den Wuchs. Auch mit der Wahl einer passenden Unterlage kann man das erreichen. Es gibt Unterlagen von Birne oder Quitte, die weniger stark wachsen und sich mit Höhen zwischen 2,5 bis 4 Metern für kleine Hausgärten eignen. Und sie sind beim Boden aufgeschlossener: „Quittenunterlagen haben den Vorteil, dass sie Kalk besser tolerieren“, erklärt der Gartenbau-Ingenieur aus Veitshöchheim.
Wer sich für einen Birnbaum als insektenfreundlichen Hausbaum entscheidet, sollte sich Zeit für die Sortenwahl nehmen. „Die Sorten unterscheiden sich nicht nur im Geschmack und Zeitpunkt der Reife, sondern auch in Bezug auf die Lagerfähigkeit“, sagt Hubert Siegler. Die frühen und mittleren Sorten sollten schnell verzehrt werden. „Einer der frühreifenden Klassiker heißt Williams Christ“, so der Gartenbau-Ingenieur. Im September reifen Sorten wie Vereinsdechant und Gellerts Butterbirne.
Wenn bei Birnen von Lagerfähigkeit gesprochen wird, sollte man das nicht mit Äpfeln vergleichen. Die Haltbarkeit der Früchte variiert zwischen vier und sechs Wochen, meist reicht sie nur bis in den Januar. Als klassische Lagersorten, die im Oktober geerntet werden können, nennt Hubert Siegler die Alexander Lucas, Pastorenbirne und Gräfin von Paris. Sein Tipp: Birnen, die man lagern möchte, nicht zu lange am Baum hängen lassen. „Wenn die Grundfarbe der Schale ins Gelbliche umschwenkt, ist der Erntezeitpunkt ideal“, erklärt Siegler und rät, zwei bis drei Pflückvorgänge im Abstand von einer Woche durchzuführen.
Neben dem Erntezeitpunkt und dem Geschmack gibt es noch zwei Aspekte, die für bestimmte Sorten sprechen. Gute Luise, eine alte Sorte, lobt Aleksander Krdzic, weil sie ein guter Pollenspender sei. Conference verspricht gleichmäßige Erträge.
Ein Faktor, der bei Birnbäumen erwähnt werden muss, ist die Anfälligkeit für den sogenannten Birnengitterrost. Diese Pilzkrankheit tritt an den Blättern im Laufe des Sommers auf. „Man erkennt den Befall leicht an den gelb, rot und orangefarbenen Pusteln am Laub“, sagt Obstbauberater Krdzic. Überbewerten solle man die Krankheit aber nicht, so Hubert Siegler. Schließlich kann man dann, wenn man die Flecken sieht, ohnehin nichts mehr machen. Im Frühjahr hilft es, die frisch austreibenden Blätter mit Stärkungsmitteln einzusprühen. „Gut wirkt Schachtelhalm“, sagt der Gartenbau-Ingenieur.
Zudem gibt es einen Zusammenhang mit der Witterung im Frühling. Ein regnerischer Saisonstart fördert die Ausbreitung des Pilzes. Zwischenwirt für den Rostpilz ist eine Wacholder-Art, der Sadebaum. Steht ein solcher im Nachbargarten, kann man ihn schlecht entfernen. Handhabe hat man aber auf eigenem Boden: Die Baumscheibe, also den Bereich der Wurzel, sollte man frei von Bewuchs halten und mit Mulch bedecken.
Für eine gute Vitalität der Birne sorgt eine ausgewogene Düngung, die nicht zu viel Stickstoff enthält. „Damit das Holz zum Winter ausreifen kann und frostfest ist, sollte grundsätzlich ab Anfang August kein Dünger unter Birnen ausgebracht werden“, rät Aleksander Krdzic. Text/Foto dpa
FRIEDLICHES MITEINANDER
Bei Netzen von Gartenkreuz- und Hauswinkelspinne gilt: Weben und leben lassen.
Im sogenannten Altweibersommer mit warmen Tagen und kühlen Nächten sieht man an vielen Stellen draußen die Netze der Gartenkreuzspinne. Mit bis zu einem halben Meter Durchmesser faszinieren sie aber nicht nur - viele Menschen empfinden Ekel oder sogar Angst angesichts von Spinnen.
Doch wie die meisten sind auch Gartenkreuzspinnen harmlos und außerdem nützliche Helfer im Garten: „Gartenkreuzspinnen sorgen für eine natürliche Reduktion von Insektenbeständen wie etwa von Stechmücken“, sagt Judy Kolster, Natur- und Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Nicht nur deshalb sollte man ihre Netze in Ruhe lassen: Die Deutsche Wildtier Stiftung weist darauf hin, dass es laut Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes grundsätzlich verboten ist, Lebensstätten wildlebender Tiere ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.
Und auch wer Sorge hat, dass die achtbeinigen Webkünstler ins Haus kommen, kann beruhigt sein: „Während einige Spinnen gern in feuchtwarmen Hauskellern Unterschlupf suchen, bleiben Gartenkreuzspinnen an ihrem angestammten Platz im Grünen“, so Judy Kolster. „Gartenkreuzspinnen sind äußerst standorttreu und verirren sich nur äußerst selten ins Haus oder in die Wohnung.“ Stattdessen suchten sie zum Winter hin ein Versteck unter Baumrinden, zwischen den dichten Nadeln von Nadelbäumen oder unter der Erde. Text/Foto dpa