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"EMMA-Band" am Klinikum Vest: SECHS ÜBUNGEN, EIN HILFSMITTEL

Die Geriatrie am Klinikum Vest punktet mit innovativem Aktivierungsprogramm "EMMA by Isomed".

Das "EMMA-Band" lässt sich auch nach dem Klinikaufenthalt Zuhause einsetzen. Zuvor erfolgt eine Anleitung und Betreuung durch ausgebildete Therapeuten in der Anfangsphase. Foto Klinikum Vest

Eigenständige Medizinische Muskelaktivierung

„Sie sind doch der EMMA-Mann.“ Sobald sich Uwe Karsten, Geschäftsleiter der Physio- und ergotherapeutischen Praxis Isomed Marl, in der geriatrischen Tagesklinik des Klinikum Vest oder auf der Station der geriatrischen Frührehabilitation der Paracelsus-Klinik Marl blicken lässt, stiehlt er Geriatrie-Chefarzt Dr. Ludger Springob die Show.

Der Physiotherapeut setzt mit seinem Team und der Geriatrie in der Paracelsus-Klinik aktuell nämlich ein eigens für betagte Menschen entwickeltes Trainingsprogramm um, das so simpel wie effektiv ist: EMMA. Bedeutet: Eigenständige Medizinische Muskelaktivierung. Sechs verschiedene Übungen mit einem einzigen Gerät, einem speziell von Isomed entwickelten und getesteten Widerstandsband – „EMMA-Band“ genannt – das sich auch nach dem Klinikaufenthalt Zuhause einsetzen lässt.

Alle ziehen an einem Strang

Sowohl die Ärzte, die Pflege als auch die Angehörigen unterstützen die nachhaltige Durchführung des Programms zur Steigerung der Aktivitäten im Alltag. ,,Die Pflege hat den gleichen Mobilisierungs- und Aktivierungsauftrag für die Patienten und wurde speziell von Isomed geschult", schildert Uwe Lemke, Stationsleiter der Pflege auf der Geriatrie und der geriatrischen Tagesklinik.

Isomed entwickelte das Programm. EMMA besteht aus sechs aufeinander aufbauenden Übungen vom Liegen im Bett bis zum stabilen Stand. Weitere Ausbaustufen zum sicheren Gang im freien Raum haben bereits die Testphase durchlaufen. Man muss nur für eine bequeme Position sorgen, um die Übungen korrekt und vollständig zu meistern, die Länge des EMMA-Bandes für jede Übung an Körperproportion und -partie anpassen und schon geht es los.

In Zusammenarbeit mit der geriatrischen Tagesklinik und der geriatrischen Frührehabilitation der Paracelsus-Klinik Marl setzt das Team von Isomed das EMMA-Programm bei Patienten erfolgreich ein. Dabei ist die Anleitung und Betreuung von ausgebildeten Therapeuten in der Anfangsphase von immenser Bedeutung.

Brigitte Kemper ist eine der ersten Patientinnen auf der geriatrischen Station, die das Gummiband", wie sie es liebevoll nennt, begeistert nutzt. Die 70-jährige Recklinghäuserin litt unter einem verengten Rückenmarkskanal, hatte starke Rückenschmerzen bis hin zu Gangstörungen, bevor sie sich in Münster einer „schweren Rücken-OP" unterzog. Jetzt erholt sie sich in Marl bei der früh-rehabilitativen Komplexbehandlung. Und setzt täglich EMMA ein. ,,Sobald mein Mann zu Besuch kommt, legen wir los. Ich brauche dafür keinen Platz und merke, dass mir das Anspannen der Muskeln mit Unterstützung des Bandes richtig guttut", sagt Brigitte Kemper. Chefgeriater Dr. Ludger Springob bestätigt die Wirkung. So starte ab 50 Jahren der fortschreitende altersbedingte Abbau der Skelettmuskulatur: „Mit 80 hat man bis zu 40 Prozent seiner Muskelmasse verloren, wenn man nicht gegensteuert." Böse Folge: ,,Die Mobilität lässt nach, das Sturzrisiko steigt um ein Dreifaches."

Durch Kraftverlust bedingte Stürze das größte Problem bei Älteren

So gäbe es laut Springob bundesweit 500.000 sturzbedingte Krankenhausaufenthalte pro Jahr, viele Ältere verstürben an den Folgen. Doch durch gezielte Vorsorge könnten die Einweisungen um 20 Prozent reduziert werden. Dazu gibt es Empfehlungen, sogenannte globale Leitlinien zur Sturzprävention, an denen 96 Wissenschaftler aus 39 Ländern mitgewirkt hätten. Ihr Tipp: Systematisch physiotherapeutische Trainingsprogramme anzubieten.

Die Krux: Übungen, die das Kraftniveau der Muskeln stärken, sollten regelmäßig gestemmt werden", so Springob. Doch der Aufenthalt in der Tagesklinik oder auf Station sei zum einen zeitlich begrenzt, zum anderen auch mit anderen Terminen vollgepackt. Am Wochenende, Zuhause nach dem Krankenhausaufenthalt, dort anzusetzen und selbstständig weiterzumachen sei da A und O. Und das gelinge bestens mit der „klasse GrundIdee" von EMMA.

Uwe Karsten hat schon immer reges Interesse daran gehabt, die Trainingsgeräte der Physiotherapie an der Paracelsus-Klinik den Bedürfnissen älterer Patienten anzupassen. Und Springob ist natürlich stolz, in der Region eine kleine Besonderheit in Sachen Geriatrische Reha anbieten zu können. Schon vor Jahren schaffte man in Marl in Absprache mit einem Gerätehersteller zu hohe Einstiege ebenso ab wie zu viele Verstellmöglichkeiten bei den Trainingsgeräten.

Die EMMA-Übungen sind bewusst „humorvoll“ benannt. Das erhöht die Merkfähigkeit der Übungen und schaffen eine Analogie zu bekannten Bewegungsmustern: Beim „Jubeln“ etwa bewegt man die Arme mit dem EMMA-Band wie bei einer La-Ola-Welle, bei der „Ziehharmonika“ zieht man sie auseinander. Beim „Wassertreten“ kommt das Band unter die Füße und dann wird im Liegen getreten. Beim „Hut aufsetzen“ winkelt man die Arme im Liegen an und zieht sie über den Kopf. Kleine Cartoon-Bilder veranschaulichen die Abläufe. Eine spezielle Internetseite von Isomed leitet die Angehörigen an, wie sie die Patienten auch Zuhause unterstützen können.

Wissenschaftliche Begleitung

Und die Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport in Unna will das Ganze sogar höchst wissenschaftlich begleiten. Wobei für Uwe Karsten und Chefarzt Dr. Ludger Springob nach Abschluss der Testphase und Einweisung aller Therapeuten vor Ort bereits jetzt feststeht, dass EMMA Endorphine auslöst: „Die Patienten sind glücklich, auch die Angehörigen, die mit eingebunden werden, und Therapeuten sowie Mediziner freuen sich, ein weiteres Tool zu haben, um mit den Betroffenen adäquat zu arbeiten.

Dr. Ludger Springob hat seiner Patientin Brigitte Kemper übrigens in Aussicht gestellt, dass sie das EMMA-Band bei ihrer Entlassung mit nach Hause nehmen kann. Jetzt ist er doch wieder ihre Nummer eins!

Dr. Hans Christian Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Klinikum Vest, zieht stolz ein Resümee über das Projekt: „Wir sind das erste EMMA Krankenhaus in Deutschland. Ina Fischer