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SPASS, MUSIK UND GLEICHGESINNTE

Sport tut dem Körper gut und macht den Kopf frei. Auch mit Übergewicht kann der Einstieg gelingen.

Der Aufbau der Muskulatur ist grundsätzlich empfehlenswert. Foto StockAdobe

Wenn sich Menschen mit starkem Übergewicht mehr bewegen wollen, empfehlen ihnen Fitness-Ratgeber häufig dieselben Sportarten. Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking zum Beispiel. Denn sie haben einen Vorteil: Sie schonen die Gelenke, weil es keine oder nur eine geringe Druckbelastung auf die Füße gibt.

Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule Köln hingegen würde Patienten mit Adipositas niemals eine konkrete Disziplin empfehlen. „Diejenige Sportart ist gut, die man gerne macht“, sagt die Professorin am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft. Patrick Arnold drückt es ganz ähnlich aus. Natürlich seien Radfahren oder Wassergymnastik gut für Menschen mit zu vielen Pfunden, so der Physiotherapeut und Trainer. Grundsätzlich aber sollte man eine Sportart „finden, welche individuell Spaß macht“.

Neben einer gesunden und maßvollen Ernährung ist Sport ein wichtiges Mittel, um dem Übergewicht zu Leibe zu rücken. Damit das klappt, muss man langfristig und kontinuierlich Sport treiben. Das gehe nur dann, wenn man Freude dabei empfinde, sagt Patrick Arnold. Sonst lasse die Motivation schnell nach. Daher könnten auch Mannschafts- oder Ballsportarten sinnvoll sein. Krafttraining, das den Aufbau der Muskulatur fördert, sowieso.

Adipositas ist laut Christine Joisten „eine chronische Erkrankung“. Und der (Wieder-)Einstieg in den Sport für Menschen, die sich noch nie oder schon lange nicht mehr viel bewegt haben, ist nicht einfach. Aber: „Den“ Menschen mit Adipositas gibt es laut Christine Joisten nicht. Daher braucht es den individuellen Blick auf den angehenden Sportler oder die Sportlerin. Was gut funktioniert, kann ganz unterschiedlich sein.

Eine Strategie: Schritte sammeln

Neben körperlicher Aktivität ist auch eine ausgewogene Ernährung wichtig, wenn man sein Gewicht reduzieren möchte. Foto C. Klose/dpa
Neben körperlicher Aktivität ist auch eine ausgewogene Ernährung wichtig, wenn man sein Gewicht reduzieren möchte. Foto C. Klose/dpa

Wer noch gut zu Fuß ist, kann laut Joisten mit einem Schrittzähler prüfen, wie viel er oder sie sich bewegt. Und sich dann vornehmen: „Okay, und morgen gehe ich 500 oder 1000 Schritte mehr.“ Lege man dreimal am Tag eine kleine Gehstrecke zurück oder gehe beispielsweise täglich sechsmal fünf Minuten, „dann hat man schon irre viel für die Gesundheit getan“, sagt Joisten. Das könne man nach und nach steigern. Wer Beschwerden beim Gehen hat, kann zu Hause mit Minihanteln oder Fitnessbändern die Muskulatur kräftigen. Gut ist es, dazu Musik zu hören. Denn: „Musik motiviert fast immer“.

Sich Gleichgesinnte suchen

Die Ziele der Patientinnen und Patienten sind sehr individuell. „Der eine möchte einfach wieder mit seinen Kindern spielen können. Der andere möchte wieder auf den Berg gehen, nicht mehr der Letzte sein oder keine Atemnot mehr haben“, berichtet Patrick Arnold. Ein anderer Wunsch: Auf Medikamente verzichten können. Wer solche Ziele klar vor Augen hat, kann sich besser motivieren.

Die richtige Sportart allein scheint bei vielen Menschen aber nicht zu reichen, um langfristig dabei zu bleiben. „Sie müssen gut angebunden sein“, sagt Arnold. Er empfiehlt, sich eine Sportgruppe oder einen Verein zu suchen. Oder mit dem Partner oder der Partnerin zu trainieren. Sportmedizinerin Joisten denkt auch an Selbsthilfegruppen oder die Möglichkeit, sich einen Hund anzuschaffen. Schließlich zwingt der dazu, regelmäßig vor die Tür zu gehen. „Mach es zu Deinem Projekt“, rät sie Betroffenen. dpa